von Buchner Josef
Stüdlgrat - Eigentlich wäre an diesem Wochenende ein lang gehegter Traum geplant gewesen. Wir begannen letztes Jahr mit den Abstimmungen mit einem uns bekannten Bergführer.
Wie gehen wir die Führung an?
Wie viele Personen können wir mitnehmen?
Können eigenständige Seilschaften hinten anschließen?
Welchen Termin nehmen wir, da die Tour ja ziemlich overTourism ist...
Wir fanden einen Plan über die Art und auch einen Termin, nämlich von Sonntag den 19. Juli auf Montag 20. Juli 2020. Was hab ich mir schon in Gedanken ausgemalt - Aufstieg zum Grat im Mondschein, Einstieg und Klettern der Sonne entgegen an schönem und festen Gneis, nur wenige Menschen am Grat, Sonnenschein am Gipfel mit einer überragenden Fernsicht, Abstieg übers Leitl und ein zischendes Tourabschlussbier ... So viel ich mir das ausmalte, so sehr kam jetzt alles anders. Zum einen verdrehte sich Martl, unser Bergführer, beim Führen das Knie, und zack! - war das Kreuzband hinüber. Dann kam Corona, die Hüttenübernachtungen waren fraglich, und wir entschieden uns gegen eine Übernachtung.
Jetzt war natürlich jegliche Planung über den Haufen geworfen, und als wir ab Mai langsam wieder an Touren dachten, stellte sich mir die Frage einer Alternative. Ich dachte an einen schönen "Berg" als Tagestour, und es kam mir die Watzmannfrau in den Sinn. Dies sollte eine schöne Alternative zum Großglockner werden, und somit wurde diese Tour offiziell gestellt.
Was soll ich jetzt sagen, jegliche Planung unsererseits wird von einem "Größeren" gesteuert. Petrus dachte sich halt, dass es noch nicht Zeit dafür ist und ließ es regnen. Jetzt war spontan wieder eine Alternative gefragt, und die fand sich dann gleich vor der Haustüre. Wenn alles nix wird, dann gehen wir halt auf die Kampenwand, vielleicht auch noch was zum Klettern - schau'n wir mal.
Wir "chatteten" uns zusammen, wie es heute üblich ist, um auch spontane Entscheidungen in der Gruppe abstimmen zu können. Gestartet wurde dann am Sonntag morgen, ganz früh auch deshalb, um noch einen Parkplatz zu bekommen. Ist momentan schon eine zweischneidige Angelegenheit: Einerseits nervt es schön langsam gewaltig, wenn alle Parkplätze bummsvoll sind, die Autos fast bis zum Ziel parken, andererseits ist es jedoch schon eine gute Sache, wenn sich Menschen in die Natur begeben und dieses Erlebnis aufnehmen. Meiner Meinung nach wäre es in der jetzigen Situation sinnvoll, sich über Anfahrtsalternativen zum PKW Gedanken zu machen. Ich glaube auch, dass hier die Tourismusvereine stärker in der Verantwortung sind, um langfristige und tragbare Konzepte zu entwickeln, wie z.B. Busverbindungen mit hoher Taktfrequenz, E-Bike Ausleihstationen mit Anfahrtmöglichkeit vom Tal etc. Brainstorming und kreative Lösungen sind gefragt...