Als neu zugezogenes Mitglied meldete ich mich gleich an, da ich vom Münchner DAV wusste, wie schnell Touren ausgebucht sein können.
Ich dachte bei der Anmeldung, vielleicht bin ich bis September fit genug für diese angekündigte lange Tour mit mittelschwierigen, roten Bergwegen zum Seehorn. Immerhin wurde ich per Rezept wegen Kniegelenksproblemen zu Krankengymnastik mit Geräten verdonnert, um die Muskeln ringsherum aufzubauen - das müsste doch bis dahin Wirkung zeigen! Ich war einerseits zuversichtlich und andererseits erinnerte mich eine innere Stimme, dass ich lange nicht mehr so lange gewandert war, und wer weiß, wie mich die Tour ansonsten fordern würde. Es sah schon recht steil aus bei meinen Recherchen im Internet, und Höhenangst im abschüssigen Gelände kroch gerne mal am Kragen hoch, wenn ich mich nicht ablenkte. Daran wollte ich aber nicht denken, denn nach einer Woche Familienbesuch brauchte ich Natur und eine Herausforderung in den Bergen, es reizte mich.
Treffpunkt war der Parkplatz am Minigolfplatz in Bernau. Kurz nach fünf war ich ohne Wecker aufgewacht, der Blick aus dem Fenster sagte bestes Wetter voraus, wolkenlos, und erst gegen Abend und in der Nacht waren Sturm und Regen angesagt. Wenig Gründe, um in letzter Minute abzusagen. Mit Aufregung im Bauch fuhr ich um Viertel vor sieben von Prien aus los.
Da um diese Zeit ansonsten nichts los war, erkannte ich unseren Bergführer Peter Hirblinger sofort, und wenig später kam das dritte Mitglied der kleinen Truppe. Auf ging´s zusammen mit dem Auto zum Parkplatz Pürzlbach auf 1.040 m Höhe im Weißbachtal bei Lofer in Österreich. Gerade mal eine gute Stunde entfernt, befanden wir uns zu meiner Überraschung von massiven Bergen umgeben. Weiter als Reit im Winkl von München und mittlerweile Prien aus war ich tatsächlich noch nicht gekommen. Da hatte ich wirklich etwas verpasst, dämmerte mir schon da.
Langsam und gemächlich ging es vom Parkplatz in 1,5 Stunden auf einem Forstweg Richtung Kallbrunnalm, von wo man schon die Scharte zum Seehorn mit seinen 2.321 m sehen konnte und ameisengroße Punkte, die ein paar Bergwanderer darstellten. Für mich war es aus dieser Spazierweg-Perspektive kaum vorstellbar, dort oben problemlos anzukommen. Schon jetzt freute ich mich, auf dem Rückweg meinen Flüssigkeitshaushalt mit einem alkoholfreien Blonden wieder aufzufüllen. Dass ich mit einem Liter Wasser deutlich zu wenig für eine solch lange Tour an so einem Tag mitgenommen hatte, wurde mir erst später bewusst.