Es hatte sich schon seit längerem angekündigt: Wer genau hinhörte, hatte mitbekommen, dass über Pfingsten ein Zeltlager stattfinden würde - für alle interessierten Kletterinnen und Kletterer der Sektion, sowohl aus den Mittwochsgruppen als auch der Montagsgruppe. Kinder, Jugendliche und Erwachsene waren eingeladen, zusammen ein paar Tage in der Natur und beim Klettern zu verbringen – Ziel zunächst ungewiss, im Laufe der Vorbereitungen dann immer klarer, und zuletzt, rückblickend gesehen, eine wirklich tolle Destination: Kärnten, der Kanzianiberg, Felsen in allen Formationen, Wald und Wiesen, wie aus dem Bilderbuch – so, jetzt wird’s schon fast kitschig.
Organisiert hatte das Ganze federführend Sebastian Ofner, der sich im Vorfeld akribisch mit der Auswahl unseres Reiseziels befasste, Teilnehmerlisten und Essenspläne schrieb, Wetterkarten studierte und Kletterführer besorgte, denn: Es war eine Premiere, Klettern am Kanzianiberg, keiner der Teilnehmer kannte das Terrain im Vorfeld.
Am Freitag, den 18.05.2018, ging’s dann nachmittags ab Bernau auf Tour. Nachdem alle Zelte, Rucksäcke und sonstige Ausrüstung verstaut waren, fuhren die insgesamt 22 Teilnehmer verteilt auf sechs Fahrgemeinschaften los. Ohne Stau – wer hätte das gedacht, angesichts des Pfingstwochenendes – erreichten wir innerhalb von knapp drei Stunden den kleinen Ort Faak am See, in Kärnten einige Kilometer südöstlich von Villach gelegen, am Fuße der Karawanken und nicht weit entfernt von der Grenze zu Slowenien. Angekommen am Campingplatz Poglitsch, unserer Bleibe für die nächsten drei Nächte, stellten wir die Zelte auf und richteten uns ein. Bei Nudelsalat verbrachten wir unseren ersten gemeinsamen Abend, in der Runde war jeder gefragt, sich vorzustellen und kurz seine Erwartungen an das gemeinsame Wochenende zu schildern.
Am nächsten Morgen nach dem Frühstück war es dann soweit, die auserwählten Felsen einmal aus der Nähe zu begutachten. Mit Rucksack und Kletterausrüstung machten wir uns auf den ca. 5 km langen Fußweg in Richtung Finkenstein und Kanzianiberg. Das Wetter war angenehm, nicht zu sonnig, aber trocken, und wir stellten auf’s erste fest, wie artenreich sich die Blumenwiesen neben dem Weg darstellten, und das, obwohl es sich um landwirtschaftliche Nutzfläche handelte.
Am Berg angekommen, hielten wir uns gleich links an die ersten Felsen, die da so vor uns lagen, circa 15 bis 20 m hoch, ideal als Einstieg. Sepp, Markus und Sebastian machten einige Vorstiege und hängten Seile ein, so dass sich die Jugendlichen zunächst im Nachstieg ausprobieren konnten, an schrägen Rampen mit querverlaufenden Ritzen und einer interessanten Verschneidung. Die mitgebrachte Brotzeit nahmen wir unter Bäumen ein und bereits am Nachmittag wagten sich auch die Jugendlichen an den Vorstieg einzelner Routen – mit Erfolg. Sepp und Lilly erkundeten derweil zusammen mit einem Teil der Gruppe die etwas höher gelegen Wände, die steil in den Himmel ragten und unsere Herausforderung für kommende Aufenthalte am Kanzianiberg sein könnten. Zwischen diesen Wänden taten sich Felsspalten, zum Teil als Klettersteige ausgebaut, und wunderschöne Schluchten auf, die weiterhin unseren Wunsch bestärkten, wiederkommen und all das ausprobieren zu wollen.
Am nächsten Tag hingegen sollten wir ungewollt eine Kletterpause einlegen. Wie schon am Samstag, wanderten wir auch an Pfingsten in Richtung Felsen, jedoch mit leichterem Gepäck (das Sandra dankenswerter Weise in ihrem Auto beförderte) und auf einem weitaus schönerem Weg, der uns durch ein Moorgebiet führte. Sepp regte an, sich genauer mit der Flora und auch Fauna links und rechts des Weges auseinanderzusetzen, die durch ihre Vielfalt bestach. Da wurde so manche Blume und mancher Baum, auch Egel und Schwebfliege von den Jugendlichen entdeckt. Lilly und Selma sammelten von den Blumen, die nicht geschützt waren, einen Blumenstrauß, der bei unserer Ankunft an den Felsen half, den (ersten) Regenschauer zu überbrücken, indem wir die einzelnen Arten beim Namen nannten. Leider blieb dieser Schauer nicht der einzige, so dass wir uns entschlossen, nach etwas Hin und Her statt klettern wandern zu gehen. Damit dehnten wir an diesem Tag unseren Fußmarsch auf ganze 16 km aus … und alle gingen mit und hielten durch, wenngleich es manche Anstrengung kostete. Im frühlingshaften Wald wanderten wir zunächst flach hinauf Richtung AltFinkenstein, wo wir gemütlich einkehrten und anschließend die Burgruine besichtigten. Dabei waren sowohl geschichtliche und kulturelle Infos aus der Gegend geboten als auch ein toller Ausblick auf die gesamte Umgebung, auf Villach, den Faaker See und das hügelige Hinterland. Dieses Landschaftserlebnis entschädigte uns gebührend für das entgangene Klettervergnügen.
Spätnachmittags und abends verbrachten wir unsere Zeit gemeinsam am Zeltplatz. Es wurde zusammengesessen, geredet und eifrig gekocht, und trotz (oder wegen) der einfachen Mittel köstliche Abendmahlzeiten gezaubert. Sebastian erledigte zusammen mit Sepp, Anne, Markus und Ramona einige Male die Einkäufe, das soll an dieser Stelle nicht unerwähnt bleiben. Beim Spülen und Auf- und Abdecken der Tische packte die ganze Gruppe fleißig mit an, so dass alles schnell geschafft war. Es war eine der schönen Erfahrungen aus diesen Tagen, dass die Gruppe, in der sich zwar einzelne untereinander, aber viele auch gar nicht kannten, sehr gut harmonierte und man unkompliziert miteinander ins Gespräch kam. Bei den allabendlichen Runden hatte jeder Gelegenheit, zur Sprache zu bringen, was ihm gefallen oder nicht so gut gefallen hatte, und Wünsche zu äußern.
Was bleibt noch zu sagen? Das Wetter hat uns alles in allem nicht im Stich gelassen, es war zwar nicht hochsommerlich, doch stets angenehm. Einem Schauer am Sonntagabend trotzten die Zelte und wir saßen derweil bei Vanillepudding im DAV-Zelt zusammen. Am Montag ging es nach dem Einpacken und Aufräumen nochmal Richtung Felsen, die bis dahin wieder getrocknet waren und uns ein paar schöne Kletterstunden bescherten, bevor es endgültig hieß Abschied zu nehmen und die Heimreise anzutreten. So lernten wir noch die „Königin“ kennen, eine weitere Felsformation am Kanzianiberg.
An dieser Stelle möchte ich niemanden unerwähnt lassen und allen herzlichen Dank sagen für die schöne Zeit: Sebastian, Sepp, Lilly, Markus, Ramona, Michael, Sebastian und Christian, Julius, Amelie, Renate, Stefan, Andreas, Isabel und Ludwig, Anne, Sandra, Katharina, Theresa und Sophie, und nochmal Theresa. Sebastian Ofner gebührt ein Extra-Dankeschön für die absolut reibungslose Organisation. Die, die mitfahren wollten und kurzfristig nicht mitfahren konnten, können dies hoffentlich bei einer weiteren Fahrt nachholen. Allen anderen sei gesagt: Ihr seid ebenfalls herzlich eingeladen!
Selma Agirgöl