Los ging es am Donnerstag, den 16. Juni. Wie vereinbart trafen wir uns gegen 13:30 Uhr an der Kletterhalle. Dort wurde noch schnell das Vereinszelt ins Auto geladen, das Kletterequipment ein letztes Mal gecheckt und wo nötig mit Leihmaterial aus der Halle komplettiert, sowie alles Gepäck auf die Fahrzeuge verteilt. Der Wetterbericht versprach bereits ein sonniges und heißes Wochenende, ideal für unser Zeltlager, und auch heute war es schon ziemlich warm.
Die Anreise verlief reibungslos, sodass wir kaum 3h nach der Abfahrt am Faaker See bereits unsere kleine Zeltstadt - bestehend aus dem Vereinszelt, drei VW-Bussen und mehreren normalen Zelten - aufbauen konnten. Zwischendurch lud der Weiher am Zeltplatz auf eine kleine Abfrischung ein und die ersten erkundeten auch schon die nähere Umgebung. Gegen 19 Uhr gab es schließlich Abendessen im Vereinszelt, das uns als Küche, Lager und Gruppenraum diente. Ein kurzer Regenschauer hatte uns nach drinnen vertrieben.
Im Anschluss daran folgten noch ein paar Übungen für die Besuche in dem Klettergarten „Kanzianiberg“ an den nächsten Tagen. Sepp baute dafür mehrere Standplätze an einem Holzgeländer auf, an denen alle ihre Knotenkenntnisse auffrischen konnten. Für viele neu dazu kam außerdem das „Fädeln“, eine Technik mit der man sein Kletterseil gefahrlos durch einen Ring am Top einer Route bekommt, um danach abgelassen werden zu können.
Am nächsten Tag gab es bereits um 7:15 Uhr Frühstück. Zwischen Zeltplatz und Kletterfelsen liegt ein etwa einstündiger Fußmarsch und wir wollten so früh wie möglich aufbrechen, um vor der Mittagshitze im schattigen Klettergarten zu sein. Gegen halb 10 konnten wir dann die ersten Felsen bezwingen. Glücklicherweise waren außer uns nur wenige andere Kletterer unterwegs, lediglich Klettersteiggeher stauten sich an einigen Stellen. Dank des dichten Blätterdachs am Wandfuß hielten wir es bis kurz nach Mittag im Klettergarten aus, ehe sich ein erster Teil auf den Rückweg zum Zeltplatz machte. Ein paar Unermüdliche kletterten aber noch weiter bis etwa 14 Uhr.
Zurück am Zeltplatz genehmigten wir uns zunächst eine Abfrischung. Entweder im Badeweiher oder an der Eisdiele oder bei beidem. Danach blieb noch etwas Zeit um sich zu erholen, bevor wir gemeinsam im Vereinszelt das Abendessen – Chili sin Carne – zubereiteten. Als dann alle gesättigt waren, gab es die zweite Übungseinheit zum Thema Klettergarten. Hier wurden die Knoten vom Vortag wiederholt und als neues Element der Standplatzbau und das Sichern über den Standplatz mit Halbmastwurf-Sicherung gelernt.
Mit dem Klettergarten wieder als Ziel startete der nächste Tag genau so früh wie der letzte. Nur dass wir für den Hinweg zu den Felsen dieses Mal den Weg durch das Moor einschlugen, ein landschaftlich reizvollerer Weg als der Gehweg entlang der Bundesstraße. An den Wänden angekommen machten wir einfach dort weiter, wo wir am Tag zuvor aufgehört hatten. Zurück zum Zeltplatz ging es für die Letzten erst wieder am fortgeschrittenen Nachmittag, nachdem auch die letzten Kraftreserven erschöpft waren. Aber zum Glück erwarteten uns auf dem Campingplatz die bereits vom Vortag bekannten Erfrischungsmöglichkeiten.
Nach dem Abendessen teilten wir uns in 5 Gruppen auf. Jede Gruppe überlegte sich eine Station für einen Parcours, den wir dann am Ende gemeinsam absolvierten. Los ging es mit dem „Gordischen Knoten“, bei dem man sich ganz eng im Kreis zusammen stellt, die Arme nach vorne streckt und sich dann blind kreuz und quer an den Händen nimmt. Der Rest des Spiels besteht dann aus der Aufgabe, das „Menschenknäul“ zu entwirren, ohne die Hände los zu lassen.
Danach folgten die „Eisschollen“, bei dem zwei Teams (Kinder gegen Erwachsene) einen imaginären See überqueren mussten und dabei nur auf sogenannte Eisschollen treten durften. Die Eisschollen bestanden pro Team aus vier am Boden liegenden Bandschlingen und konnten beliebig positioniert und auch verschoben werden. Allerdings musste jede Eisscholle zu jederzeit von mindestens einem Körperteil mindestens einer Person berührt werden. Ansonsten „trieb die Eisscholle ab“ und das jeweilige Team musste mit entsprechend weniger Eisschollen zurechtkommen.
Die dritte Station bestand aus einer waagrechten Strecke, die eine mittels HMS gesicherte Person möglichst schnell bewältigen musste. Dabei wurde sowohl der Aufstieg (Seil ausgeben) als auch das Ablassen (Seil einholen) simuliert. Weiter ging es mit einer Fädel-Übung, die dieses Mal in der Luft hängend am Baum in möglichst kurzer Zeit durchgeführt werden musste. Dazu wurden Seilschaften aus jeweils 2 Personen gebildet, die sich mit Sichern und Fädeln abwechselten.
Zum Schluss gab es noch eine Balance-Übung. Ein auf vier in der Mitte zusammengebundenen Bandschlingen platzierter Teller mit einer Flasche musste von jeweils vier Personen gleichzeitig über eine gewisse Strecke unfallfrei transportiert werden.
Am Sonntag, dem letzten Tag unseres Zeltlagers, unternahmen wir einen kleinen Bootsausflug. Das war eine willkommene Abwechslung, da sich die meisten vom vielen Klettern in den letzten Tagen erst regenerieren mussten. So paddelten wir jeweils zu viert mit den Kanus, die wir am Campingplatz ausleihen konnten, durch den Schilfgürtel des Faaker Sees bis zur Wasserfläche. Dabei dauerte allein die Fahrt durchs Schilf bis zum See über 20 Minuten. Die vielen Kurven des Bachs, der vom Badeweiher durch den Schilfgürtel zum See mäandert, machten es uns auch gar nicht so leicht und erforderten eine gute Koordination auf den Kanus. Andernfalls blieb man leicht in den Kurven hängen oder stand auf einmal quer zur Fahrrinne.
Gegen Mittag kamen wir zum Zeltplatz zurück. Da wir bereits vor dem Bootsausflug all unsere Zelte abgebaut und unser Gepäck zusammen gepackt hatten, konnten wir uns zeitnah auf den Heimweg machen. Dieses Mal hatten wir weniger Glück mit den Staus auf der Autobahn – es war schließlich das letzte Ferienwochenende – kamen aber alle früher oder später wieder gut zu Hause an.
Sebastian